Das Stella-Haus – Wie alles begann

Merseburg, 01.03.2015
Die vierjährige Stella aus Merseburg ist am Angelmann-Syndrom erkrankt und ihre Entwicklung stark beeinträchtigt. Mit dem Bau eines behindertengerechten Hauses für sie und ihre Familie wurde ein Fußball-Sommermärchen wahr.

Fußball ist mehr als ein Spiel
Stella kann weder selbstständig essen noch trinken, nicht sprechen oder laufen. Der SV Merseburg 99, bei dem Stellas Papa Dominik Fußball spielt, wollte der Familie helfen. Gemeinsam mit dem HFC und dessen Merseburger Fan-Club „Rote Ochsen“ hatte der Verein verschiedene Spendenaktionen gestartet und Stella eine Delfin-Therapie ermöglicht. Nach diesem Erfolg wollte das Präsidium des HFC die Familie gern weiter unterstützen und wandte sich an Gerd Micheel. Er ist langjähriges Mitglied des HFC und bekannt für seinen großen Einsatz im sozialen Bereich. Als HFC-Vizepräsident Jörg Sitte Anfang 2014 mit der Bitte um Unterstützung für Stella auf ihn zukam, steckte Micheel eigentlich gerade mitten in den Vorbereitungen für die 10. Jubiläums-Benefizgala des Vereins Pro Handicap e. V.. Er kannte Stellas Geschichte aus den Medien und sagte trotz Zeitmangels zu, ihr zu helfen.

Eine Wohnung voller Barrieren
Im März 2014 besuchten Jörg Sitte und Gerd Micheel Stella und ihre Eltern in Merseburg. Sie wollten sich ein Bild davon machen, wie sie das Mädchen über die Delfin-Therapie hinaus unterstützen könnten. Bei diesem Treffen erfuhren sie auch von der schwierigen Wohnsituation der Familie. Stella lebte mit ihren Eltern und ihrem Bruder Erik in einer Dreiraumwohnung. Diese war über eine Außentreppe nur schwer zugänglich und für Stellas großen Spezialrollstuhl und ihre Stehhilfe zu klein. Wenn die Eltern Essen zubereiteten, konnte Stella in der Küche nicht dabei sein. Der Rollstuhl passte nicht in die kleine Küche. Trotzdem muss sie aufgrund ihrer Epilepsie ständig beaufsichtigt werden, was nicht nur das Kochen schwierig machte. Auch im Bad gab es nicht genügend Platz für alle nötigen Hilfsmittel. Die tägliche Versorgung ihrer Tochter war für die Eltern deshalb ein mühevoller Kraftakt. Bruder Erik brauchte dringend ein eigenes Zimmer, um nachts in Ruhe durchschlafen zu können. Leider war die Suche nach einer größeren, behindertengerechten Wohnung seit eineinhalb Jahren erfolglos verlaufen.

Die Idee zum Haus wird geboren
Jörg Sitte und Gerd Micheel waren sehr berührt von Stellas Situation und sofort bereit, der Familie bei der Suche nach einer Wohnung zu helfen. Bereits auf der Heimfahrt von Merseburg nach Halle hatte Gerd Micheel eine spontane Idee, was man für Stella tun könnte: „Wenn es in Merseburg keine geeignete Wohnung gibt, dann bauen wir als HFC-Familie für Stella ein behindertengerechtes Haus.

Erster Spatenstich zum WM-Auftakt
Jörg Sitte hielt die Idee für verrückt, aber Gerd Micheel erklärte ihm sein Vorhaben genauer. Für Micheel war Stellas Geschichte eine Geschichte des Fußballs. So wie die bisherigen Spendenaktionen Stellas Delfin-Therapie ermöglicht hatten, so sollte über den Fußball auch ein behindertengerechtes Haus für sie entstehen. Micheel wollte die Euphorie des WM-Jahres 2014 nutzen und die vielen in der HFC-Familie vertretenen Baufirmen aus der Region als Sponsoren für sein Projekt gewinnen. Er wollte ein deutschlandweit beispielhaftes „Fußball-Sommermärchen“ wahr werden lassen. Sein ehrgeiziges Ziel: Der erste Spatenstich sollte schon zum WM-Auftakt am 12.06.2014 erfolgen.

Ein Stein kommt ins Rollen
Innerhalb weniger Wochen holte er die ersten Unterstützer in sein „Fußballboot.“ Den Anfang machte Thomas Siewert, der größte Bauträger der Region. Als Schirmherr folgte am 24.04.2014 Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und kurz darauf der Notar Robert Schoppmann aus Halle. Im Juni 2014 sicherte ihm die Firma Papenburg auf einer Wirtschaftsratssitzung des HFC die Versorgung mit Schotter und Beton für die Bodenplatte, den Ringanker, den Estrich und die Außenanlagen zu. Den Aushub der Baugrube wollte Papenburg ebenfalls zurücknehmen. Um den Grundstückserwerb und die Baugenehmigung kümmerte sich der fünfte Sponsor, Bodo Reichel – Projektentwicklung.

Das Sommermärchen wird wahr
Die baldigen Zusagen ermutigten Gerd Micheel, an seiner Idee festzuhalten und viele weitere Unterstützer für sein Projekt zu begeistern. Gemeinsam mit dem Marketing Manager des HFC, Eckbert Brauer, blieb er unermüdlich am Ball und wurde nicht enttäuscht. Niemand sagte ab. Am Ende kamen 70 Sponsoren für Stellas Haus zusammen, die sich unbürokratisch und per Handschlag am Bau beteiligten. Tatsächlich konnte am Eröffnungstag der Fußball-WM der erste Spatenstich gesetzt werden. Innerhalb eines dreiviertel Jahres entstand in Merseburg ein behindertengerechtes, ebenerdiges Haus im Bungalow-Stil für Stella und ihre Familie. Hier kann Stella mit ihrem Rollstuhl und ihrer Stehhilfe barrierefrei am Familienalltag teilhaben und angemessen versorgt werden. Am 05.03.2015, nicht einmal ein Jahr nach dem Treffen mit Stellas Eltern, erfolgt die Schlüsselübergabe.